Wir sind eine Gruppe von Männern und Frauen,

die der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ins Gespräch miteinander gebracht hat. Wir sind zwischen 17 und 79 Jahren alt und haben die unterschiedlichsten Lebensläufe. Als Lehrling, Arbeiter, leitende Angestellte, Landwirt, Hausmann, Selbstständige oder Rentner bringen wir ein breites Spektrum an Kenntnissen und Erfahrungen mit. Wir sehen die Welt ohne die Brille einer Weltanschauung, einer Partei oder einer vorgefassten Meinung. 

Bis zum Einmarsch der Russen in die Ukraine am 24. Februar 2022 waren wir der bequemen Überzeugung, dass Kriege und Gewalt als Mittel der Lenkung von Gesellschaften nur tragische Zwischenstationen auf dem Weg der Menschheit in die Zukunft sind.

Wir haben uns damit beruhigt, die Höckes, Orbans, Le Pens und Trumps dieser Welt als letzte Relikte einer längst vergessen geglaubten Vergangenheit zu sehen, die mit wenigen Gleichgesinnten vergeblich die Deutungshoheit über das Wesen der Menschen in die Steinzeit zurückdenken wollen.

Unsere naive Erwartung, dass die doch niemand ernst nehmen kann, haben wir schon lange abgelegt. Wir erleben ganz im Gegenteil, wie europaweit Menschen die öffentliche Meinung beeinflussen, die vorwärts rufen, aber rückwärts denken und damit, genau wie Hitler, die Zukunft ihrer heißgeliebten Völker verraten. Das alleine ist schon Grund zur Sorge um die Zukunft der Menschheit.

Putin hat der nostalgischen und unredlichen Begeisterung für irgendwelche angeblich guten alten Zeiten als weiterer toxischen Komponente die Bereitschaft hinzugefügt, sich mit Gewalt zu holen, was ihm seiner Meinung nach zusteht.

Er hat damit im wahrsten Sinn des Wortes eine Grenze überschritten, deren Respektierung bisher weltweit, vor allem aber in Europa, den Aufbau relativ freier und fairer Gesellschaften ermöglicht hat.

Wenn er mit seiner Spezialoperation gegen die Menschlichkeit durchkommen würde und auch nur einen kleinen Teil seiner Ziele erreichen würde, dann würde das ihn und seine Gesinnungsgenossen, z.B. Xi Jingping in China oder Kim Jong Un in Nordkorea, zu weiteren militärischen Abenteuern ermuntern. In Folge würden sich auf der Welt viele weiteren neuen Brandherde entwickeln, die sich mit den bereits bestehenden zu einem großen und irgendwann nicht mehr löschbaren Feuer verbinden werden.

Unsere Welt fällt in atemberaubender Geschwindigkeit immer weiter in die dunklen Zeiten zurück, in denen es kein allgemeines Recht für alle gab, sondern sich die Skrupellosen und Mächtigen willkürlich alle Freiheiten nehmen konnten, die ihnen gerade in den Sinn gekommen sind.

Herkunft und Beziehungen werden wieder zu bestimmenden Faktoren für die persönlichen Chancen im Leben. Menschliches Denken und Handeln wird immer selbstverständlicher als lästiges Übel betrachtet, ohne das es sich angeblich besser leben lässt. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

Menschlichkeit ist kein Luxus, sondern sie macht uns zu Menschen und überwindet die Grenzen des Rudels. Erst dadurch ermöglicht sie die Bildung der vielfältigen und freien Gesellschaften, denen die Menschheit von Anbeginn alle gesellschaftlichen und technologischen Fortschritte zu verdanken hat. 

Anders als im Rudel können in menschlichen Gesellschaften auch die schwachen und scheinbar unnützen Mitglieder überleben und unabhängig vom täglichen Überlebenskampf über die Notwendigkeiten des Tages hinausdenken. So haben sich Religionen und Kulturen entwickelt und in vielen kleinen und mühsamen Schritten unser Verständnis der Welt geformt. Anders als im Rudel können wir in menschlichen Gesellschaften auch Fremde aufnehmen und uns damit über die Grenzen von Kulturen durch den Austausch von Menschen und Gedanken ständig weiterentwickeln. Das passiert seit den Anfängen der Menschheit und hat uns Menschen zur dominanten Spezies auf unserem Planeten gemacht. 

Wenn wir das vergessen oder nicht wahrhaben wollen, dass verlieren wir als Menschen unsere Zukunft und schaffen uns selber ab.